Mehr als die klassische Steuerberatung

14.08.2023

Vom Brutzler zum Kenner – kuriose Gestalten im nächtlichen Festivalzauber

Um vier Uhr morgens war es endlich geschafft. Nach einem epischen Slalomlauf um versteckte Büsche, tückische Bänke und schwankende Radaubrüder hatte ich das heilige Zelt erreicht. Mein Kopf sang noch im Rhythmus der letzten Band, als ich gerade dabei war, den Eingang aufzuziehen und mich auf eine klösterliche Ruhe zu freuen. Doch dann stellte mich mein Sohn vor vollendete Schaumkronen. „Papa, wir gönnen uns jetzt noch ein Frühstücksbier“, verkündete er mit einem triumphierenden Grinsen. Er griff in die Kühlbox, zog ein Oettinger Pils heraus – eine Marke, die er aus finanziellen Gründen zu seinen Favoriten auserkoren hatte – und reichte es mir. In einer Mischung aus Überraschung und Resignation überwand ich meinen inneren Qualitäts-TÜV und stieß mit ihm an.


In zwei Liegestühlen lümmelnd, lassen wir nun den Blick über den Festivalplatz schweifen. Ein Mosaik aus klobigen Maulwurfshügeln, geschundenen Gummipuppen und Kaufland-Kühltaschen breitet sich vor uns aus – eine Szenerie, die wahrhaftig bemerkenswert ist. „Hier trifft der Ruhrpott auf das Vogtland, der Maurer auf den Theologie-Studenten, der Investment-Banker auf den Vagabunden“, flüstere ich meinem Sohn in einem Moment philosophischer Betrachtung zu. „Stimmt“, nickt er, „in den letzten Jahren haben meine Freunde und ich uns den Spaß gemacht, die Festivalbesucher nach Typen zu kategorisieren.“ „Was genau meinst du damit, Luca?“, hake ich nach. „Nun, kennst du beispielsweise den ‚Nostalgiker‘?“ Ich versichere ihm, dass der Begriff bei mir zumindest ein kleines Glöckchen läuten lässt: „Könnte dieser Typus etwa mich charakterisieren?“
Luca schüttelt den Kopf. Der ‚Nostalgiker‘ lebt in einer völlig eigenen Welt. „Mit langen Haaren, die er zu einem Zopf gebunden hat, einem Pink-Floyd-Shirt, Jesus-Latschen und seinem besten Freund – oft ein ‚Friedensaktivist‘ mit Cordhose und Kiff-Fahne – schlendert er wie ein Weberknecht über das Festivalgelände. Er geht stramm auf die sechzig zu, spricht wenig, aber strahlt eine unaufdringliche Zufriedenheit aus. Gleichzeitig sehnt er sich zurück in eine Zeit, in der es nur fünf große Bands gab, als Musik noch eine wahre Botschaft hatte, wie in den nächtlichen Woodstock-Werbesendungen von Time Life Musik.“


„Doch zu welcher schrulligen Spezies gehöre ich, wenn nicht zu den ‚Nostalgikern‘?“ „Zu den ‚Akkuraten‘“, verrät Luca. „Glücklicherweise hatten wir dir diese Tendenz im Voraus ausgetrieben. Sie sind Meister der Planung – von der Anreise bis zur Unterbringung. In einer angemieteten Pension räumen sie nach der Ankunft akribisch ihre Klamotten ein und ordnen ihre Hygieneartikel farblich an. „Und wie feiert so ein ‚Akkurater‘?“, frage ich neugierig. „Mit leichtem Kopfnicken und einem sanften Fußtippeln. Keine verrückte Akrobatik – das wäre viel zu riskant.“ Mein Gehirnkasten hängt für einige Sekunden beleidigt herab.


Mein Sohn deutet auf einen schattigen Gesellen am anderen Ende des Zeltplatzes, der mit etwas Gebogenem hantiert. „Siehst du den Kerl da?“, fragt er mich. „Ja, was hat es mit ihm auf sich?“ „Das ist ein ‚Brutzler‘“, erklärt Luca. „Man erkennt ihn stets am Duft nach Bratwurst, der ihm unaufhörlich folgt. Er sitzt unbeirrbar auf einem klapprigen Campingstuhl vor seinem ganz persönlichen Festival-Altar: dem Grill. Alle paar Stunden suchen seine Freunde seine Gesellschaft – beliebte Sätze lauten dann ‚Wo liegt der Senf?‘, ‚Kannst du noch eine drauflegen?‘ oder ‚Ist sie schon durch?‘“ Ich pruste amüsiert das Oettinger auf die Wiese und vergesse schlagartig, wie müde ich bin.


„Der ‚Brutzler‘ ist in der kulinarischen Welt in gewisser Weise ein Pendant zum ‚Kenner‘, von dem sich schon alle abgewandt haben, weil er ständig mit seinem musikalischen Wissen prahlt – sei es über obskure Bassisten aus Paraguay oder versteckte Tracks auf dem ersten Scorpions-Album“, schildert Luca. „Zum Glück schaffen es manche Menschen, ihr Wissen auf sympathische Art zu teilen“, zwinkere ich meinem Sohn zu. „So wie unser Steuerberater“, ergänze ich. „Ganz genau“, sagt Luca, „aber erzähl ihm bloß nichts von unserem Festivalabenteuer. Das wäre vielleicht ein Wissensupdate zu viel für ihn.“


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